Verantwortung

Von der Lüge und der Wahrheit…

Mit der Wahrheit ist das so eine Sache… sie scheint oft nicht zumutbar, selten aushaltbar, und häufig ist sie kein Vergnügen.

Wenn ein uns nahestehender Mensch beispielsweise im Sterben liegt, und wir wissen, dass es nun zu Ende geht, sollen wir es ihm sagen oder mit ihm darüber sprechen!? Wenn du weißt, dass es mit dir selbst zu Ende geht, würdest du mit deinen Lieben darüber reden und ihnen die Tragweite zumuten!?

Wenn ein junger Mensch nach einem schweren Unfall aufwacht und nie wieder seine Beine bewegen können wird, möchtest du es sein der ihm diese Tatsache beizubringenhat!?

Und wenn man weiß, dass man sich endgültig entliebt hat, und es für eine Weiterführung der Paarbeziehung/Ehe bei noch so großer Anstrengung nicht mehr reicht, suchen wir dann nicht händeringend nach den „richtigen“ Worten und dem „richtigen“ Zeitpunkt!? – und irgendwie scheint sich weder das eine noch das andere je einzustellen zu wollen…!?

Oder haben wir beim Klassentreffen der heute 50ig-Jährigen nicht schon mal einen auf die Frage nach seiner Karriere sagen gehört: „Ja, super läuft ganz gut – ich hab grad ein Sabbatical eingelegt um mich neu zu orientieren,…“, und in Wahrheit ist der gute Mann seit Jahren arbeitslos und auf verzweifelter Job-Suche. Aber wer sagt denn ehrlicherweise auf so eine Frage, nachdem alle ihre ach-so-tolle Karriere ausgebreitet haben: „Bei mir läufts seit Jahren scheiße, und ich weiß gar nicht mehr wovon ich die nächste Miete zahlen soll…“!? Da wird der Wahrheit schon mal das eine oder andere Face-Lifting verpasst.

Ja, sogar wenn uns ein guter Freund fragt wie es uns geht, antworten wir keineswegs immer mit der Wahrheit. Denn wir wollen nicht langweilen, nicht als Raunzer gelten, oder den Guten nicht als seelischen Mülleimer missbrauchen. Aber vielleicht ist es uns auch einfach nur peinlich, schon wieder verlassen worden zu sein, oder erneut gekündigt worden zu sein, und diesen erneuten Misserfolg erzählen zu müssen!?

So schwerwiegend und unangenehm all diese Szenarien auch sein mögen, letztlich ist die Wahrheit doch das Einzige was einen Menschen tatsächlich frei macht. Frei von Abhängigkeiten, frei von Fremdbestimmung, und frei von Manipulation. Der Wahrheit ist es auch zuzuschreiben, wenn wir mit etwas endlich Frieden schließen können, oder in unsere eigene Verantwortung gelangen, oder das Richtige tun – und zwar ohne faule Ausreden!

Das unhübsche Gegenteil der Wahrheit ist die Lüge. Die wohl am häufigsten vorkommende Lüge ist der Selbstbetrug in all seinen selbstschädigenden und kurzsichtigen Facetten.

Wir machen uns vor, dass wir das Studium unbedingt machen wollen, aber in Wahrheit würden wir vielleicht lieber einen Handwerksberuf erlernen.

Wir machen uns selbst glauben, dass wenn wir noch ein weiteres Kind in die Welt setzen, es dann mit der verfahrenen Paarbeziehung wieder Berg auf ginge. – Wissen aber, dass das nicht klappen wird. Wir reden uns ein, dass wir den anderen aus purer Liebe geheiratet haben, obwohl der Kontostand in Wahrheit den Ausschlag dazu gegeben hatte.

Und wir tun gerne mal so als ob wir Opfer irgendwelcher Umstände oder Personen wären, obwohl wir genau wissen, dass es in Wahrheit an uns selbst liegt, dass nichts richtig klappt.

Und wie oft hat sich eine Frau die tatsächlich Opfer von häuslicher Gewalt wurde, leider erfolgreich eingeredet, dass es ihre Schuld gewesen wäre, und der Täter in Wahrheit gar nicht so gestört tickt wie er gerade wieder gehandelt hat!?

Während uns die Lüge den Vorteil bietet, uns Dinge, Handlungen oder Situationen schön zu reden oder zu bagatellisieren, um uns nicht aus unserer vertrauten Komfort-Zone herausbewegen zu müssen, kennt die Wahrheit keinerlei Erbarmen mit Tatsachen, Fakten und der Realität.

Die Realität wiederum kann zuweilen ganz schön frustrierend, deprimierend oder beängstigend sein. Aber allein sie trägt die Möglichkeit zur Veränderung in sich. Ja sie zwingt uns förmlich zur ehrlichen Handlung und Weiterentwicklung. Und wir wissen alle, dass wir Menschen nur begrenzt in Begeisterung ausbrechen, wenn wiedermal das Gesicht der Veränderung an unsere Tür klopft. Wo sich doch tagtäglich so vieles verändert, ohne uns zu fragen!

Da aber Lügengespinste nicht real sind, kann man sie in der Fiktion der Lüge nur vermehren, und muss sie obendrein auch noch aufrecht halten (vor sich und anderen), was mit der Zeit zwangsläufig immer anstrengender und kräfteraubender wird. – Aber die mitunter unschöne Wirklichkeit verändert man mit der Weiterführung von Lügen und Wahrheitsverdrehungen nicht. Nur die Wahrheit, lässt sich „in echt“ nachhaltig zum Guten oder Besseren verändern. Jetzt könnte man im Zeitalter der chronischen Subjektivität einwenden: „Was ist denn die Wahrheit überhaupt!? – Liegt die nicht immer im Auge des Betrachters!?“ Ja und nein. Denn die Wahrheit des eigenen Gewissens existiert immer in uns selbst. Selbst bei einem Kind ist dieses Wahrnehmungsorgan bereits angelegt und am funktionieren. Beißt die kleine Schwester den großen Bruder vor lauter Zorn in den Arm, weiß diese ganz genau, dass das nicht o.k. ist, aber sie entscheidet sich dennoch dafür. Rügt man sie dann, an ihr Gewissen appellierend, zeigt uns die Schnute die sie zieht ganz deutlich, dass sie sehr wohl weiß wovon die Eltern da reden. Und bei uns Erwachsenen ist das nicht viel anders, nur dass uns kaum noch jemand rügt und wir uns selber Rechenschaft abzulegen haben.

Wer also sein Leben „in echt“ verbessern oder zum Positiven verändern möchte, der tut gut daran sich all den unliebsamen Wahrheiten zu stellen, die das eigene Ego und die eigenen Charakter-Schwächen so gerne verdrängen oder verkleiden. Ganz egal wie peinlich, beschämend oder finster so eine Wahrheit auch sein mag, sie ist dennoch der einzig wirkliche Ausgang aus einem Gefängnis aus Lügen, Schmerz und Würdelosigkeit.

Die Wahrheit befreit am Ende immer! – Und daher sollten wir ihr wann immer wir können, im eigenen Leben die Ehre geben. Lebe Wahrheit, und du bekommst ehrliche Kraft. Lebe die Lüge, und du weichst alles auf was dir echte Sicherheit und Halt geben würde.

Und da wirklich jeder Mensch den einen oder anderen Selbstbetrug bzw. das eine oder andere Lügengerüst mit sich herumschleppt, muss man sich auch nicht schämen, damit endlich aufzuräumen. Meistens ist es ohnehin nur die Angst unverfälscht nicht liebenswert genug zu sein. Und das ist bereits die nächste Lüge, die uns das Ego manchmal auftischt, und die wir seltsamerweise bereitwillig annehmen. – Aber wie lange willst du das noch glauben…?! Wo doch die Wahrheit über Dich ein viel helleres Licht erstrahlen ließe…!

Wenn du dabei fachliche Unterstützung oder Anleitung brauchen kannst, stehe ich dir gerne zur Verfügung. Mehr zum Thema „Der Wert der Wahrheit“ und „Die weiße und die schwarze Lüge“, findest du auch im Buch: „LIEBE, SEX & SCHULD“ – überall im Handel oder bei uns im Webshop erhältlich.

Herzlichst, Deine Claudia Lang